4. Advent am Bloubergstrand
Der Bloubergstrand liegt 30 Minuten mit dem Auto entfernt von Kapstadt und ist vor allem für seine Aussicht auf den Tafelberg bekannt. Diesen Blickwinkel auf unsere neue Heimat wollen wir uns natürlich auch nicht entgehen lassen, weshalb wir den 4. Advent mit Beach-Bag und literweise Sonnenöl ausgerüstet dort verbringen wollen. Vorbei an kleinen Tümpeln, in denen Flamingos einbeinig im Wasser picken und an beige-gestrichenen Strandhäusern, die zu Hunderten die Küstenstrecke besiedeln, machen wir unseren ersten Stopp beim Milnerton Flea Market. Als Berliner sind wir natürlich den sonntäglichen Flohmarkt-Gang gewohnt und so schauen wir uns mal an, was die Kapstädter in dieser Hinsicht zu bieten haben. Der vollgeparkte Parkplatz vor den Toren des Flohmarktes verspricht auf jeden Fall schon mal ein beliebtes Wochenend-Event. Die Sonne brennt heute unglaublich auf uns herunter, dass mir der Gedanke an das baldige Weihnachtsfest doch sehr seltsam vorkommt. Sonne, Strand, frische Meeresluft und Weihnachten passen einfach nicht zusammen. Für mich jedenfalls nicht, denn die Flohmarkt-Verkäufer hören fröhlich Weihnachtssongs mit ihren mitgebrachten Radios, die unschön rauschen. Der Markt hat mehr Ramsch als Fundstücke zu bieten, besticht aber mit seiner sagenhaften Aussicht auf den kompletten Tafelberg, sowie ein paar Food-Trucks wie zum Beispiel „Mr. Calamari“. Da keiner von uns etwas Brauchbares oder einfach nur Schönes für sich gefunden hat, fahren wir weiter an den Strand. Die Möwen krächzen, Kinder juchzen vor Freude und die Wellen rauschen. Wir sind nicht die Einzigen, die ihren Sonntag am Strand verbringen wollen. Viele sind mit der ganzen Großfamilie angerückt, teilen sich mitgebrachtes Essen aus riesigen Kühltaschen und tummeln sich unter ihren Sonnenschirmen. Paul traut sich sogar ohne Wetsuit in das eiskalte Meer und rennt anschließend zitternd wieder zurück zu seinem Handtuch. So verbringen wir ein paar Stunden im strahlenden Sonnenschein, beobachten die plantschenden Kinder im Wasser, sowie ein paar Surfer und erfreuen uns an der fabelhaften Aussicht. Über das grün-blaue, unruhige Meer hinweg liegt Kapstadt dem Tafelberg wie eine Miniaturstadt zu Füßen. Irgendwann ist es Paul zu langweilig „einfach nur rumzuliegen“ und so machen wir uns voller Sand an den Beinen und salzigem Haar auf die Suche nach einem Restaurant.
Die Gegend um den Bloubergstrand erinnert mich stark an die Dünen Sylts, denn auch hier erstrecken sich die Strandpflanzen auf kilometerlangen Sandhügeln entlang der Küste. Schließlich vervollständigen noch die mit Reet gedeckten, weiß gekalkten Häuser meine Erinnerung an die Nordseeinsel. Das führt mir mal wieder die Vielseitigkeit dieser Stadt vor Augen. Vom Dschungel-Feeling im Botanischen Garten über einen amerikanischen Traum im Supermarkt bis hin zum Nordsee-Feeling – Kapstadt kann alles. Wir essen im „Ons Huisie“ frischen Fisch und Calamari und gönnen uns als Dessert noch einen wirklich schokoladigen Schokoladenkuchen, der mit Glitzer bestäubt ist. Langsam lässt die Mittagshitze nach und man kann seine Sonnenbrille abnehmen, ohne dass einem vor Helligkeit die Augen tränen. Dieser kleine Küstenort ist sehr belebt, ein kleiner Eiswagen beliefert die Menge mit Softeis. Wir verabschieden uns von Hannah und Michel und machen auf dem Rückweg noch einmal Halt am Bloubergstrand. Der Himmel ist mit bunten Schirmen bespickt, an dessen Seilen Kitesurfer zu Dutzenden den stärker gewordenen Wellengang ausnutzen. Das Wasser fegt nur so über die Oberfläche und die Surfer heben immer mal wieder ab, um nach kunstvollen Drehungen in der Luft wieder auf dem Meer zu landen. Der Sand des Strandes ist auch verweht und sieht nun ganz unberührt aus. Paul und ich nehmen Platz und schauen den tanzenden Schirmen vor dem Hintergrund des Tafelberges in der Ferne zu. Was für ein schöner Ausklang dieses Sonntages.