A very sunny Christmas

Die draußen herrschenden Temperaturen lassen mich ein bisschen daran zweifeln, dass heute Weihnachten ist. Die Vögel zwitschern munter im Garten und ich schlüpfe in ein Sommerkleid. Unser Kühlschrank ist nach unserem morgendlichen Einkaufsmarathon bei Checkers gefüllt mit frischem Fisch, sowie Scampi, riesigen Zitronen und Feigen. Daraus wollen wir uns heute Abend ein weihnachtliches Festmahl zubereiten. Ein Festmahl wird es ganz bestimmt, aber weihnachtlich? Obwohl auch schon bei den letzten deutschen Weihnachten keine richtige Stimmung mehr aufgekommen ist, so ist sie diesmal wirklich nicht existent. Meine Freunde und Familie von zu Hause schicken mir Bilder von sich in festlicher Kleidung, posierend vor dem bunt geschmückten Weihnachtsbaum und ich sitze auf einem Balkon in der Sonne. Ein bisschen verwirrend, aber dafür natürlich nicht weniger schön. Wie oft hat man schon ein sonniges Weihnachten, denke ich mir und nehme noch einen Schluck des Simonsig Bubbly´s, den uns die Besitzerin des Hauses bereitgestellt hat. Wir haben nämlich das Glück in einem wunderschönen, weiß gekalkten Sommerhaus in Sea Point mit Blick auf den Atlantik unseren Heiligabend zu verbringen. Da ich das Haus für die Besitzerin zu Vermietungszwecken fotografiert habe, hat sie mir im Austausch eine Nacht in ihrem Traumhaus angeboten. Mitsamt Paul, seiner Schwester Hannah und ihrem Freund Michel sind wir heute morgen hier eingezogen und genießen nun geschmackvolles Interieur und den sagenhaften Blick auf den Horizont. Das Haus bietet zu beiden Seiten die Möglichkeit im Freien zu sein. Die vordere Terrasse ist mit Schachbrett-Fließen gestaltet und an den weißen Wänden, die Santorini-Flair versprühen, ranken exotische immergrüne Pflanzen empor. Die lange Holztafel im Vintage-Stil ist von roten Stühlen umsäumt und lädt zum abendlichen Dinner am Außen-Grill ein. Und genau das haben wir uns auch für heute Abend vorgenommen. Meeresfrüchte grillen und dabei das prasselnde Feuer anschauen.

Aus den Lautsprechern im Haus strömen die Weihnachtssongs des guten alten Frank Sinatras, der mir wenigstens ein bisschen Heimatgefühl vermittelt. Ich lasse mich auf dem alten Ledersofa mit Patina nieder und schaue aus dem Fenster, über Bananenstauden hinweg, auf die Balkone der anderen Nachbarn. Ein Mann schmeißt gerade seinen Jacuzzi an, eine andere Frau gießt ihre mit Pflanzen bewucherten Hauswände. Obwohl die Südafrikaner auch heute Abend schon ihre Geschenke auspacken, so ist für sie Weihnachten doch erst am 25ten Dezember. Nachdem wir die letzten Sonnenstrahlen auf dem Balkon ausgekostet haben, versammeln wir uns in der Küche um ein Lebkuchenhaus zu bauen. Das ist gar nicht so einfach wie gedacht und so ist unser Häuschen in Zuckerguss gebadet und entspricht nicht mehr ganz dem Verpackungsbeispiel. Mit Zahnstochern bespickt, lassen wir unser kreatives Chaos ein bisschen ruhen und machen uns an die Abendessen-Vorbereitungen. Hannah zermürbt Spekulatius in einer riesigen Marmorschale für ihr Schichtdessert mit Orangen und Joghurt, ich bereite die allseits beliebte Tomatenbutter zu und die Jungs bringen währenddessen den Grill zum Laufen. Nachdem der Fisch, mit Meersalz und Zitronen in Alufolie verpackt auf dem Grill geschmort hat, finden wir uns schließlich an unserer reich bedeckten Tafel ein, stoßen mit Weißwein an und wünschen uns gegenseitig ein etwas anderes, aber trotzdem „Frohes Weihnachten“.