Bootsausflug im Indischen Ozean

Beim Anblick des wolkenverhangenen grauen Himmels über Südfrankreich, gerate ich bei der blauen Farbpalette des Indischen Ozeans auf meinen Bildern ins Träumen. Es war der vorletzte Tag für uns auf Mauritius, an welchem wir mit vier anderen Urlaubern das Boot von Paul’s Tauchschule betraten, um an verschiedenen Spots zu Schnorcheln und zu Tauchen. Dabei begleiten uns drei gebürtige Mauritianer, mit denen wir interessante Gespräche über den Sinn des Lebens führen. Einer fragt uns neugierig, ob es wirklich stimme, dass wir Europäer in der Winterzeit Vitamin D in Tablettenform zu uns nehmen, weil wir sonst so deprimiert seien? Während wir die verschiedenen Blautöne des Meeres passieren und die Wellen am Bug des Bootes brechen, muss ich mir eingestehen, dass auch ich in den tiefsten Wintertagen im immergrauen Berlin schon darüber nachgedacht habe das Medikamenten-Sortiment des DM’s an der Ecke danach zu durchforsten. Die Jungs, mit denen wir unterwegs sind, verdienen nicht so viel Geld wie wir es in Europa tun, aber dafür haben sie einen Job, der sie jeden Tag glücklich macht, während wir unseren angehäuften Wohlstand oftmals nur in zwei Wochen im Jahr wirklich genießen können. Es hat alles sein für und wieder, aber das zufriedene Lächeln unserer einheimischen Begleiter, während sie über die Weiten des Ozeans schauen, macht einem als von einer Konsumkultur geprägten Europäer doch wieder bewusst, das Geld bei Langem nicht alles ist. Irgendwann gibt Bruno seinem Assistenten ein Zeichen und dieser lässt daraufhin den schweren Anker in den unendlichen Tiefen des Meeres verschwinden. Das Wasser ist hier so blau, dass es mich beinahe an die chemische Flüssigkeit in amerikanischen Toiletten erinnert. Man traut seinen Augen kaum, dass die Natur solche Farben geschaffen hat und während sich die Taucher auf ihren ersten Tauchgang vorbereiten, starre ich einfach nur auf diese unvergessliche Kulisse. Mittlerweile sind alle bereit, die Tauchermasken sitzen fest im Gesicht und sie lassen sich der Reihe nach rückwärts von dem Boot fallen. Sie führen Daumen und Zeigefinger zusammen, um sich zu signalisieren, dass es losgehen kann. Ein letztes Winken und schon sind sie in den Tiefen des Wassers verschwunden, auf ihrem Weg zum „Poison Reef“.

Laura und ich werden ein paar Meter weiter zum Schnorcheln gefahren. Das Wasser ist so klar, dass man den exakten Schatten des Bootes auf dem Grund ausmachen kann. Zu zweit schwimmen wir in Richtung des vorgelagerten Riffs, welches schon aus der Ferne rosa schimmert. Über und über ist es mit rosafarbenen Korallen bedeckt, die fluoreszierend das Blau des Meeres erleuchten. Nun sind wir eins mit allerlei bunten Fischen. Groß und klein, in Schwärmen oder alleine ziehen sie an uns vorbei. Manche sind neugieriger, andere ziehen sich schnell in eine schützende Koralle zurück. Als Kind habe ich mir gerne vorgestellt, wie die Fischfamilien zusammen in einer Koralle hausen, sich gegenseitig besuchen oder sich streiten. Und auch jetzt, noch mit meinen 23 Jahren, kann ich meine kindliche Fantasie beim Anblick der wunderschönen Unterwasserwelt nicht ganz abstellen.

Nachdem wir alle zu viel Salzwasser geschluckt und uns körperlich verausgabt haben, sind wir froh, dass ein anschließendes Essen auf einer nahe gelegenen Insel auf dem Plan steht. Mit ein paar anderen Booten schippern wir gemeinsam auf die Insel zu, das Wasser wird immer klarer, bis man schließlich komplett den Boden erkennen kann. Wir stapfen die letzten Meter zu Fuß durch das kristallklare Wasser und machen es uns an Land mit ein paar Handtüchern vor dem leckeren Buffet gemütlich. Gegrilltes Hähnchen, verschiedene Salate, sowie Chapati mit Dips werden von uns im Nu verputzt. Während manche in der Sonne liegen und andere im Wasser schnorcheln, mache ich mich auf den Weg die Insel zu erkunden. Rundherum ist sie mit herrlichen kleinen Buchten versehen, das türkise Wasser bleibt stets glasklar und man hat einen ausgezeichneten Ausblick auf die Mangroven der umliegenden Inseln. Dort machen wir anschließend auch noch einen Abstecher hin. Da ich Mangroven von Reisen nach Costa Rica oder Florida bisher jedoch immer mit Krokodilen verbunden habe, fällt es mir vorerst schwer, entspannt in den milchigen Gewässern zu schnorcheln. Immer dicht an der Gruppe dran, bin ich dann doch sehr schnell begeistert von den vielen Fischen, die sich an den Wurzeln der Mangroven ihre Nahrung suchen. Paul und ich sichten auch noch eine wunderschöne Kaurimuschel. So machen wir uns anschließend, immer noch mit dem leichten Rauschen der Unterwasserwelt in den Ohren, einem kühlen Bier in den Händen und dem warmen, salzigen Fahrtwind im Gesicht zufrieden auf den Rückweg.