City Bowl Vibes
Heute geht es für uns in die City Bowl, also das Stadtzentrum Kapstadts. Diesmal schwinge ich mich hinter das Lenkrad, um das Fahren im verflixten Linksverkehr ein bisschen zu üben. Obwohl ich bisher noch dachte, dass das Anfahren an Straßenhängen mit einem San Francisco-Gefälle, zu den schwierigsten Hürden im hiesigen Straßenverkehr zählen würde, toppt das die City Bowl allemal. Jeder Zweite betätigt im Minuten-Takt kraftvoll die Hupe und der sprunghafte Spurenwechsel der Kleinbusse, welche vor Insassen überquellen, gibt mir den Rest. Endlich sind wir in einem Parkhaus nahe der Long Street angekommen, in welchem beruhigende Stille herrscht. Zu Fuß geht es weiter durch die Innenstadt, immer im Schatten der Wolkenkratzer. Diese bilden einen interessanten Stilmix mit den viktorianischen Häusern der Kolonialzeit. Bunte Verandas treffen auf schnittige Glasfronten, romantische Verzierungen auf gradlinige Architektur. Es sind viele Menschen auf den Straßen unterwegs, in Anzügen und Arbeitskleidung. An kleinen Baustellen tummeln sich bis zu zehn Arbeiter, die sich anregend unterhalten und dabei ganz entspannt ein paar Steine in den Gehweg hauen. Aus den Cafés duftet es nach frischem Kaffee und die Häuser erleuchten in Knallpink, dunklem Blau oder Quietschgelb das Straßenbild.
Dieses Mal gibt es für uns zum Mittag Burger in Kombination mit den besten Fries bei „Neighbourhood“. Das Restaurant erreichen wir über eine lange, schmale Treppe hinter der sich ein, mit dunkler Holzvertäfelung ausgekleideter Raum erstreckt. Da ein paar Sonnenstrahlen raus gekommen sind, entscheiden wir uns auf der Veranda Platz zu nehmen, von der aus man einen guten Blick über die Straßenszenerie hat. In der Speisekarte lacht mich sofort der Triple- B Burger mit Bacon, Bluecheese und Banane an. Eine Geschmackskombination, die entweder super lecker schmecken kann oder von der man keinen Bissen runter bekommt. Ich wage es, denn Altbekanntes kann ich immer noch in Deutschland essen. Der Burger enttäuscht mich nicht und zergeht nur so auf meiner Zunge. Richtige Wahl, denke ich. Danach schlendern wir noch ein bisschen durch die Gassen, immer mit wachsamen Blick auf unser Hab und Gut. Die City Bowl ist zwar ein Geschäftszentrum, aber auch ein Angelpunkt für Bettler und Taschendiebe. Die Armut eines Großteils der südafrikanischen Bevölkerung ist hier wieder deutlicher zu spüren und macht uns schlagartig wieder bewusst, wie glücklich wir uns in unserer Position schätzen können und dass das keine Selbstverständlichkeit bedeutet. Hier in der City Bowl, in Mitten der bunten Häuser, dem Geruch von leckerem Essen, mit Blick auf den Tafelberg am Ende der Straßenhänge, komme ich doch auch wieder über die sozialen Ungleichheiten dieses Landes ins Grübeln und trete mit gemischten Gefühlen den Heimweg an.