Coffee & Flowers


Beim Anblick der Regenwolken, die sich an die Spitze des Tafelberges schmiegen, wird uns nach dem gestrigen Schönwetter wieder bewusst, dass der Sommer hier erst vor der Tür steht. Auf der Südhalbkugel unserer Welt ist nämlich noch Frühling und da macht das Wetter schon mal was es will. Wir überlegen nicht lang, setzen uns ins Auto und fahren ins ca. 50 km entfernte Stellenbosch. Vorbei an sich weit erstreckenden Weinfeldern und den zugehörigen Weingütern geht es immer weiter ins Landesinnere Südafrikas. Auf einer Farm zu unserer Linken grasen Zebras und Gnus, welche hierzulande auch unter dem Namen Wildebeest bekannt sind. Schon bald passieren wir das Ortsschild, der von Simon van der Stel 1679 gegründeten Kleinstadt. Der holländische Gouverneur schlug als erster Siedler in dem heutigen Weinanbaugebiet sein Camp auf, sodass sich auch der Stadtname daraus entwickelte: „van der Stels Busch“. Ich schaue aus dem Fenster und weiß gestrichene Häuser im Kolonialstil umsäumt von mächtigen Eichen ziehen an uns vorbei. Filmszenen über den Kolonialismus und die Apartheid erscheinen vor meinem inneren Auge. Ich sehe Gutsherren die Stufen zwischen den mächtigen Eingangssäulen emporsteigen, höre den Arbeitsgesang ihrer Sklaven – bis mich das erste Neonlicht eines Supermarktes wieder ins Hier und Jetzt zurückholt. Auf der renommierten Universität Stellenboschs liegt ein fragwürdiges Vermächtnis, da sie als Kaderschmiede der Apartheid galt. Heute erinnert einzig die gut erhaltene georgianische, viktorianische und kapholländische Architektur an die vergangenen Zeiten.



Ein Regentropfen landet auf meiner Stirn und so kehren wir in das Delikatessengeschäft „Melissas“ ein. Beim Öffnen der Tür kommt uns ein Schwall von frischem Kaffee und Gebäck entgegen, welcher Lust auf mehr macht. Zur entspannten Kaffeehaus-Musik und dem Gebrabbel der anderen Gäste genießen wir hauseigenen Carrot-Cake und einen Cappuccino. Man sitzt umgeben von allen Delikatessen, die hier angeboten werden an langen Holztischen, welche von Industrielampen beleuchtet werden. Honig, Kuchen, Pralinen, Pasta-Soßen, edle Öle und vor allem das umfangreiche Weinregal laden zum Stöbern ein, die gemütliche Atmosphäre des Cafés zum Verweilen. Gesättigt und zufrieden schlendern wir noch ein wenig durch die kleinen Straßen. Die hiesigen Blumenläden fallen mit ihrer prächtigen Auswahl an Proteas, Leucospermum und Orchideen sofort ins Auge. Guter Kaffee und wunderschöne Blumen sind mein erster Eindruck von Stellenbosch. Für seine eigentliche Bekanntheit, den vorzüglichen Wein, müssen wir dann wohl nochmal wiederkommen.

