Ein Tag an der Küste

Seit einer Woche sind nun auch Pauls Schwester und ihr Freund in Kapstadt und heute steht unsere erste gemeinsame Unternehmung an. So sitzen wir zu viert im Auto und fahren Richtung Küste. Unser kleiner Lieblings- Küstenort Kalk Bay und das Kap der Guten Hoffnung stehen heute auf unserem Plan. Zu lauter Gute-Laune-Musik und frischem Fahrtwind fahren wir durch die Berge auf kurvigen Straßen. Schon sind wir in Hout Bay angekommen, von wo aus wir auf den Chapman’s Peak Drive, Südafrikas wohl berühmtester Straße fahren. Hier fährt man gefährlich nah am Abgrund über die in Fels gehauene Fahrbahn und hat einen herrlichen Blick auf das endlos weite, tiefblaue Meer. Ab und zu machen wir Halt und Michel und ich lassen unsere Kameras klicken. Hout Bay liegt nun wunderschön in das Gebirge eingefasst, die Wellen sehen von oben aus wie winzige Schaumkronen auf dem Atlantik. Fischerboote verlassen den Hafen und bahnen sich ihren Weg aus der Bucht hinaus in den offenen Ozean. Die Aussicht verschlägt einem wirklich den Atem, die Natur hat hier wirklich ein Wunderwerk geschaffen, denke ich. Weiter geht es nach Kalk Bay, ein kleiner Küstenort, mit individuellen Läden und kreativ gestalteten Cafés. Uns verschlägt es wieder in das gleiche Fischrestaurant wie bei unserem ersten Besuch, denn der frischgefangene Thunfisch liegt schon zum Grillen bereit. Um uns herum tragen die Menschen Piratenkostüme und bei genauerem Hinhören stellt sich heraus, dass sie ihre Weihnachtsfeier hier abhalten. Im Vergleich zu unseren deutschen Weihnachtsfeiern, kommt mir eine Weihnachtsfeier in der Sonne, mit frischem Fisch und einem Piraten-Motto doch ganz reizvoll vor. Schließlich liegt auch auf unseren Tellern das Tagesangebot aus Frischfang mit Calamari, Scampis, Salat und Pommes und wir geben uns genüsslich den Vorzügen des Meeres hin. Nachdem auch der Letzte seinen Teller geleert hat, verlassen wir das Lokal und stöbern durch die hiesigen Antiquitäten-Läden und Boutiquen. Anschließend halten wir noch einen Kaffeeklatsch in einem der kleinen Cafés ab. Nachdem wir laut Michel und Paul „genug Läden besucht haben“, machen wir uns auf den Weg zum Kap der Guten Hoffnung.

Auf dem Weg dorthin lenken uns jedoch die Pinguine von Boulder’s Beach ab, wie sie fröhlich auf das Meer zu watscheln, um sich in die kalten Fluten zu stürzen. Deswegen kommen wir kurz vor knapp erst am Kap der Guten Hoffnung an, wo wir feststellen, dass der Nationalpark schon in einer Stunde schließen wird. Also planen wir spontan um und fahren auf die Einfahrt der schräg gegenüberliegenden Ostrich-Farm zu. Hier stehen die Strauße wie Pferde auf den eingezäunten Weiden und stolzieren erhabenen Hauptes auf und ab. Die Farm ist umsäumt mit weißen und pinken Oleander Büschen, zu welchen mir die Besitzerin eine gruselige Geschichte erzählt. Die schöne Blume birgt nämlich einen giftigen Saft, mit dem schon so manche Frau versucht hat ihren Ehegatten zur Strecke zu bringen. Daraufhin trete ich einen Schritt zurück und schaue mich lieber im Inneren der Farm um, wo aus Straußenleder gefertigte Taschen, Portmonees und Schuhe zum Verkauf angeboten werden. Eine Verkäuferin erklärt den Anderen gerade stolz, dass die Taschen mit den gleichen Schnittmustern wie die Taschen des bekannten Modelabels Prada gefertigt werden. Das erklärt auch die Preise, denke ich und ziehe mich in die Abteilung mit eingravierten Straußeneiern zurück. Bevor wir die Farm verlassen, kaufen wir noch ein wenig Futter für die mächtigen Vögel und Paul hält mutig seine ausgestreckte Hand in Richtung Stauße. Das Pärchen heißt Bonnie und Clyde und während das Weibchen aggressiv auf den Händen rumhackt, pickt das Männchen ganz Gentleman das Futter behutsam auf. Wir verabschieden uns von den Vögeln, die uns mit großen Augen und reizendem Wimpernschlag hinterher schauen. Da es langsam anfängt zu Dämmern, beschließen wir zurück nach Cape Town zu fahren und in Camps Bay noch gemeinsam zu Abend zu essen. Der Chapman’s Peak Drive sieht im Abendlicht noch hinreißender aus, als schon auf der Hinfahrt und natürlich muss das perfekte Licht noch für ein, zwei Fotos genutzt werden. In Camps Bay gibt es dann nochmals Fisch bei Ocean Basket und wir genießen bei einer Flasche Weißwein den Sonnenuntergang auf dem Boulevard, der direkt am Strand gelegen ist. Die Palmen sind vor dem rosa-verfärbten Himmel nur noch als Schatten zu erkennen und wir stoßen auf einen ereignisreichen Tag an.