Garden Route – Tag 1 in Mossel Bay
Am Mittwochabend nach der Arbeit nehmen wir unsere gepackten Koffer und fahren auf die N2 Richtung Mossel Bay. Dieser kleine Ort soll unseren ersten Stopp auf der Garden Route darstellen und uns nach 4 Stunden Fahrt eine angenehme Nachtruhe bereiten. Durch kilometerlanges, endloses Brachland, vorbei an mehreren Townships und mit einem kurzen Halt an einer Tankstelle mit Burgern von Steers, kommen wir im Dunkeln an unserem Zielort an. Neben dem Vollmond erleuchten nur noch vereinzelte Straßenlaternen die dunklen Gassen. Wir fahren, vorbei an einem Fachwerkhaus, einen sehr steilen Berghang hinauf. Endlich erreichen wir unser Bed&Breakfast Gästehaus „3 Colours Blue“ und werden von der Besitzerin herzlich empfangen. Sie führt uns kurz durch die mehrstöckige Villa, zeigt uns den Frühstücksraum und bietet uns an, noch ein kleines Abendschwimmchen im Infinitypool mit atemberaubender Sicht zu nehmen. Unser Zimmer liegt direkt an den mit exotischen Pflanzen bewucherten Garten angebunden und auf der Holzterrasse, die an den Pool grenzt, laden gemütliche Outdoor Sessel zum Entspannen ein. Auch unser Zimmer enttäuscht uns mit einer freistehenden Badewanne im Bad nicht. Obwohl es draußen nun schon sehr dunkel ist, streifen wir uns unsere Badesachen über und tippeln auf Zehenspitzen zum Pool. Das Wasser ist erfrischend kühl in dieser lauen Sommernacht und so bringen wir eine lange Zeit damit zu, auf den Beckenrand gestützt über die uns zu Füßen liegende und in ein schimmerndes Mondlicht getauchte Kleinstadt zu blicken. Das ist so einer der Momente, in denen die Zeit ruhig stehen bleiben könnte, denke ich. Irgendwann wird uns es doch ein bisschen zu kalt und so fallen wir in unserem Bett glücklich in einen tiefen Schlaf.
Am nächsten Tag weckt uns Pauls Handy mit einem schrillen Klingelton um 9 Uhr morgens. Am gestrigen Abend hatten wir nämlich noch für diese Zeit unser Frühstück bestellt, dass wir nun oben im Frühstücksraum mit zwei anderen Paaren zu uns nehmen. Während ich die Light Variante mit frischem Obst und Müsli genieße, verschlingt Paul das Full English Breakfast mit Spiegeleiern, Toast und Bacon. Nachdem wir unsere Sachen erneut gepackt und im Auto verstaut haben, beschließen wir noch ein bisschen Mossel Bay zu erkundigen, bevor es weiter auf die Garden Route geht. Wir stöbern in großen Antik-Läden, die von Geschirr über alte Blechschilder bis hin zu riesigen Holztüren alles bieten. Danach fahren wir zu einem Aussichtspunkt über den Atlantik, auf dessen Weg ein Leuchtturm und alte Urzeithöhlen liegen. Während wir den steinigen Weg hinaufklettern und ich daran zweifele, ob die Birkenstocks dafür wirklich das geeignete Schuhwerk sind, begegnen uns erneut die kleinen Dassies. Sie hocken auf den Büschen und schmatzen beim Verschlingen der Pflanzen was das Zeug hält. Dabei schauen sie einen stets aus ihren großen Kulleraugen an und bringen mein Herz mal wieder zum Schmelzen. Als Paul meint, dass ich nun langsam genug Fotos von den kleinen Tieren habe, fahren wir als letzten Stopp die „Blue Shed Coffee Roastery“ an, welche wir auf der Hinfahrt schon entdeckt hatten. Das aus blauem Blech erbaute Café versprüht einen herrlichen Vintage-Charme mit den vielen skurrilen Gegenständen, die sich im Inneren und im Garten befinden. Eine aufgeschnittene Badewanne lädt beispielsweise zum Sitzen ein und alte, verrostete Autos stehen unter großen Palmen. Zu entspannender Jazz-Musik strickt eine Gruppe Frauen ein paar Pullis für ihre Enkel und wir gönnen uns eine kleine Quiche und einen Kaffee. Neben Touristen, sitzen hier die einheimischen Surferboys und eben die Muttis beim Stricken. Eine sehr sympathische Kombination, denke ich und schlürfe meinen noch heißen Kaffee.
Vorerst geht es weiter an der Küste entlang, Richtung Knysna, bis wir nach einem kurzen Offroad-Stück wieder im Landesinneren fahren. Das große Werbeschild „Quad-Tours“ bringt Pauls Augen zum Leuchten und so drehen wir nach einer kurzen Diskussion um und ich wage mich, an Paul geklammert auf das röhrende Blechmonstrum. Mit einem Guide geht es nun durchs Gelände über Stock und über Stein. Öfters müssen wir uns ducken, damit wir unseren Kopf nicht an einem der großen Bäume verlieren. Der Motor läuft immer heißer und ich hoffe insgeheim, dass Paul nur die kurze Tour gebucht hat. Nach zwanzig Minuten Schwitzen und Bangen fahren wir dann endlich wieder auf den Parkplatz ein und wenigstens weiß ich jetzt, was ich nicht unbedingt nochmal machen will. Unser Guide scherzt noch, dass ich das nächste Mal bestimmt auch selber fahren will. Ich lasse das mit einem Lächeln einfach so stehen und denke mir meinen Teil. Paul ist jedenfalls relativ glücklich dieses Erlebnis mal mitgemacht zu haben, weshalb ich es nicht allzu sehr bereue. Unseren letzten Stopp, bevor wir unsere Unterkunft in Plettenberg Bay erreichen, legen wir in Knysna mit einer Rounde Seafood an der Waterfront ein. Der Weißwein steigt mir erstaunlich schnell zu Kopf und da Paul noch fahren muss, liegt es an mir den Rest der Flasche zu leeren. Um einen klaren Kopf zu bewahren bestellen wir noch die vielversprechende Käseplatte hinterher und fahren danach nur noch ein kurzes Stück zu unserer nächsten Unterkunft.