Garden Route – Tag 2 im Robberg Nature Reserve
In Plettenberg Bay, unserem zweiten Stopp auf der Garden Route übernachten wir in der Piesang Valley Lodge, einem liebevoll geführten Gästehaus in den Bergen mit Blick auf die Bucht in der Ferne. Über eine lange Auffahrt gelangt man zu den Holzhütten zu deren Fuße ein großer Swimmingpool liegt. Umgeben von dunkelgrünen Wäldern und einer kleinen Bananenplantage genießt man hier eine idyllische Ruhe. Beim Frühstück am nächsten Tag gibt uns der Besitzer John den Rat auf jeden Fall das Robberg Nature Reserve zu besuchen, welches seiner Ansicht nach eines der schönsten Naturreservate überhaupt ist. Da heute ein bewölkter Tag ist, nehmen wir uns vor den 10 km Walkway zu wandern. Noch ganz naiv gehen wir davon aus, dass wir diese Wanderung bestimmt in zwei Stunden schaffen werden und da keine Sonnenstrahlen durch die dicke Wolkendecke am Himmel zu dringen scheinen, denken wir auch gar nicht daran uns einzucremen. Los geht es nun durch eine wunderschöne Landschaft, die selbst an einem tristen Tag in einem satten Grün leuchtet. Der Ozean ist hier sehr aufbrausend und meterhohe Wellen rasen tosend auf die steinige Küste zu. Das Robberg Nature Reserve ist mit dem Grün der Bäume, dem natürlichen Rot der Felsen und dem dunklen Türkis des Meeres ein kleiner Farbkasten der Natur. Sein Name ähnelt dem seiner Bewohner, den Robben, die wir nach ein paar Kilometern schon laut röhrend hören können. Nach der einstigen Stille klingen ihre Laute wie die Geräuschkulisse einer gelungenen Strandparty. Sie tummeln sich auf den steilen Felsen, stupsen einander an und springen flink durch die Wellen. Von hier oben betrachtet kann man sie sogar im glasklaren Wasser tauchen sehen. Auf unserem Weg zum Robben-Beobachtungs-Punkt begegnen uns noch viele andere Tiere. Mal sind es flauschige Baby-Dassies, dann Mimikry-Echsen, die sich perfekt an den jeweiligen Untergrund anpassen, aber am meisten fasziniert uns die schwarz-grüne Heuschrecken Horde, die zu beiden Seiten des Wanderweges in den Büschen verteilt sitzt. Auf dem größten Teil des Weges sind wir nur zu zweit, doch am Robben-Beobachtungs-Punkt sitzen schon ein paar andere Wanderer auf den roten Felsen und halten Ausschau. Und dann springen tatsächlich nur ein paar Meter von uns entfernt kleine Gruppen von Robben aus dem Wasser, bevor sie sich kopfüber wieder in die Tiefen des Ozeans stürzen.
Nach einer kurzen Verschnaufpause folgt der gefährlichere Part des Weges. Auf der Karte hatten wir schon zuvor den eingezeichneten Totenkopf entdeckt und nun weisen uns die vielen „Emergency-Number“– Schilder nochmals daraufhin, dass die Kletterei auf den Felsen nicht ganz ohne ist. Während wir nun also die zweite Hälfte auf großen Felsen der Halbinsel wandern, bemerken wir auch die Sonneneinstrahlung zum ersten Mal an diesem Tag. Die Steine strahlen die angesammelte Wärme von unten ab und bringen uns ganz schön ins Schwitzen. Zur linken Seite tost der Atlantik und zu unserer Rechten erstrecken sich grün bewucherte Felshänge. Innerhalb dieser atemberaubenden Natur kommt man sich als Mensch ganz klein und unbedeutend vor. Nachdem wir schon fast nicht mehr können, gelangen wir an einen langen Sandstrand, an welchem ein kleines Häuschen gebaut ist. Ich ziehe meine Schuhe aus und renne mit meinen wunden Füßen in das erfrischende Wasser. Einer der Momente, in denen die kleinen Dinge so schön sind, denke ich und genieße glücklich das kalte Nass. Ab hier ist es nun nicht mehr weit, es geht nur noch ein paar Mal auf und ab, vorbei an einer großen Höhle, in der die ersten Menschen gewohnt haben sollen und dann über Holzstege zurück zu dem anfänglichen Part des Rundweges. Diese Wanderung war zwar anstrengender als gedacht und wir sind auch froh uns danach mit einem leckeren Burger und literweise Wasser zu belohnen, aber so eine schöne Natur sieht man selten. Während mir noch die Bilder von unglaublichen Weiten und dem wilden Ozean vor Augen schwirren, macht sich jedoch so langsam mein Sonnenbrand im Nacken bemerkbar.