Garden Route – Tag 3 im Tsitsikamma Nationalpark

Den letzten Tag, bevor es zurück nach Kapstadt geht, fahren wir noch ein Stück auf der Route Richtung Port Elizabeth, um den Tsitsikamma Nationalpark zu besichtigen. Die Bilder von dunklem Wasser, riesigen Schluchten und wackeligen Hängebrücken haben es uns angetan. Nachdem wir den Parkeingang passiert haben, wird es um uns herum immer grüner. Weite Wälder erstrecken sich über eine bergige Landschaft. An den Straßenrändern wachsen zu beiden Seiten neonpinke, orangene und rosafarbene Blumen, die vor dem dunkelgrünen Hintergrund ein echter Hingucker sind. Irgendwann fahren wir eine kurvige Straße bergabwärts, die uns wieder der Küste näher bringt und halten schließlich auf einem Parkplatz am Meer. Von hier aus geht es nun nur noch zu Fuß weiter. Über verwitterte Holzstege wandern wir durch den feuchten Urwald, große Farne und Lianen zu beiden Seiten. An manchen lichten Stellen hat man eine herrliche Aussicht auf die rauschenden Wellen des Atlantiks. Das Plätschern eines Wasserfalls zu meiner Linken unterstreicht die Dschungel ähnliche Geräuschkulisse. Vögel zwitschern in den Bäumen und das Holz knarzt unter meinen Füßen. Nach gut 20 Minuten wird das dichte Gebüsch immer lichtdurchlässiger und macht schließlich gänzlich Platz für eine atemberaubende Aussicht auf die über einer großen Schlucht hängenden Holzbrücke. Menschen laufen, wie aus dem Miniaturwunderland entsprungen, winzig klein über die sich im Wind wiegende Hängebrücke. Das Wasser unter ihnen ist tiefschwarz und die Felswände der Schlucht sind mit tiefgrünen Pflanzen bewuchert. Ein paar knallrote Kanus stellen den einzigen Farbklecks in dieser mystischen Naturlandschaft dar. Über eine steile Holztreppe gelangen auch wir zu den Brücken und betreten diese mit vorsichtigen Schritten. Je mehr Leute die Brücke betreten, desto wackeliger wird die Angelegenheit. Die Sicht bleibt dabei aber die ganze Zeit über unschlagbar. Unter uns tost das Meer und wieder einmal zieht mich die Naturgewalt in ihren Bann.

Nach einem kleinen Abstecher ins Nature Valley mit einer Mittagspause an einem verlassenen, endlos erscheinenden Naturstrand, fahren wir auf der Garden Route wieder ein Stück zurück Richtung Kapstadt. Unser letzter Besuch für diesen Tag gilt der Tenikwa Wildlife Awareness & Rehabilitation. Mit acht anderen Besuchern führt uns unser Guide durch die Gehege der hier gepflegten Wildkatzen. Alle sind aus Zoos befreit worden, erzählt er uns und ihnen soll hier nun ein schöneres Leben bereitet werden. Die Tiere, die noch eine Chance haben wieder in die freie Wildbahn entlassen zu werden, befinden sich in einem anderen Areal des Parks, der für uns Besucher nicht zugänglich ist. Die Tiere, die wir zu Gesicht bekommen, sind schon zu lange in Gefangenschaft, als dass sie in der freien Natur überleben könnten. Unser Guide erzählt uns interessante Eigenschaften zu jeder Wildkatze und fragt immer mal wieder nach, ob das Gelernte auch hängen geblieben ist. Tenikwa will darauf aufmerksam machen, dass immer noch zu viele Wildkatzen in afrikanischen Ländern als Trophäen gejagt werden oder in viel zu kleinen Gehegen eingesperrt leben. Das Gehege des Leopards dürfen wir nur über einen abgesicherten Holzsteg hinter Gittern betreten, da er zu unberechenbar ist. Die kleineren Wildkatzen, wie den Caracal, Serval und die African Wild Cat dürfen wir dann aus ganzer Nähe betrachten. Manchen fehlt ein Bein aus der Gefangenschaft, aber alle sehen ansonsten ganz munter aus. Vor allem, als sich eine Boomslang, zu deutsch Baumschlange, ihrem Gehege nähert. Die Wildkatzen spitzen ihre Ohren, da sie schon die feinsten Vibrationen spüren können und laufen aufgeregt auf und ab. Unser Guide rät uns, eher von den Bäumen Abstand zu nehmen als von den Wildkatzen, da die Schlange auf jeden Fall tödlicher sei. Zum Schluss betreten wir dann sogar noch das Gehege des Gepards, der schnellsten Raubkatze der Welt. Ganz vorsichtig und in der Gruppe bleibend schreiten wir näher zu der großen Wildkatze heran. Beim Fotografieren sollen wir nicht in die Hocke gehen, um keine Beute für den schwarz gepunkteten Jäger darzustellen. Der Gepard liegt entspannt im Schatten eines großen Baumes, neben ihm grast eine große Schildkröte mit weißer Farbe auf ihrem Panzer. Zu ihr erzählt uns unser Guide die traurige Geschichte, dass sie zur Fußball WM 2010 in Kapstadt als Fußball angemalt wurde, um für die Fans zu posieren.  Den weißen Löwen und seine Gefährtin dürfen wir dann wieder nur noch aus der Ferne betrachten und nach dem Ende unserer Tour machen wir uns auf den Weg zu unserem letzten Hotel, dem „Bollard Bay House“ auf Leisure Isle in Knysna.

Die Halbinsel ist über eine lange Straße zu erreichen und erinnert mich vom Flair sofort an die Hamptons. Sie ist an einer Lagune gelegen und von unserem Haus aus blickt man über das grünliche Wasser auf die schützenden Hügel, wohinter sich das raue Meer befindet. Die Gastgeberin begrüßt uns herzlich und zeigt uns die geschmackvoll eingerichteten Zimmer, sowie die Bar mit Selbstbedienung. In der kleinen Eingangshalle kann man sich Wohnmagazine und hübsche Coffee-Table Bücher zum Lesen ausleihen und so verbringen wir den Sonnenuntergang entspannt auf der vorderen Terrasse am Pool mit Blick auf die Lagune. Später fahren wir noch zur Knysna Waterfront und gönnen uns eine Meeresfrüchte-Platte mit wilden Austern. Ab und zu fahren über den Kanal ein paar Boote an dem Restaurant entlang, um an den Bootsanlegern ihrer Häuser zu halten. Es ist ein warmer Sommerabend, den wir mit Wein und guten Gesprächen voll und ganz auskosten. Am nächsten Morgen erwachen wir mit einem Ausblick auf den Pool im hinteren Garten und genießen das frisch zubereitete, liebevoll angerichtete Frühstück auf der Terrasse. Der perfekte Ausklang für unsere kurze, aber schöne Garden-Route-Tour.