I want to go to the seaside
Diesen Morgen weht uns eine frische Meeresbrise um die Nase, denn wir spazieren über die Strandpromenade in Sea Point. Zur Linken den Lions Head und zur Rechten das Meer, steuern wir die Sea Point Swimmingpools an, welche eins mit dem Meer zu werden scheinen, welches wiederum beinahe nahtlos in den Himmel übergeht. Von unten nach oben sehe ich die Farbe Blau in den verschiedensten Nuancen. Immer wieder überholen uns Jogger, die nach einem anstrengenden Lauf auch noch den offenen Fitnesspark betreten, um ihren Muskeln den Rest zu geben. Dort trainiert man mit Blick aufs Meer, was eine ansprechende Alternative zu grau gestrichenen Fitnessstudios bietet. Auf der Strandpromenade ist generell viel los: Hundebesitzer, Frauen mit Milkshakes in der Hand, Touristen mit riesigen Kameraobjektiven und sogar ein Filmteam tummelt sich auf der Grünfläche zwischen Beach Road und dem Gehweg. In den Straßen befinden sich Eiscafés, Bademoden-Geschäfte und jede Menge Immobilien-Büros. Bei den Anzeige-Bildern von wunderschönen Häusern mit direktem Blick aufs Meer geraten wir ein bisschen ins Träumen, kommen angesichts der Preise jedoch schnell wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Da müssten wir wohl im Lotto gewinnen, denke ich. Der Stadtteil Sea Point hat einen großen Anteil jüdischer Bewohner, weshalb in den Supermärkten viele Lebensmittel mit der dicken Aufschrift „Kosher“ gekennzeichnet sind. Was angesichts der steigenden Temperaturen und dem Sommergefühl ebenfalls ein wenig irritierend ist, sind die Weihnachts-Dekorationen, die jetzt schon zum Verkauf angeboten werden. Aber auch wenn sich die Jahreszeiten entgegengesetzt zu denen auf der Nordhalbkugel verhalten, Weihnachten wird hier natürlich trotzdem zur selben Zeit gefeiert. Statt klirrender Kälte und heißem Kakao, einfach mit Sonnenschein und Limonade.
Den Rest unseres Tages verbringen wir, nach einem kurzen Ausflug ins Constantia Village, wo wir geluncht und für umgerechnet 30 Euro vollgetankt haben, in der V&A Waterfront. Dies ist eine riesige Anlage, die mehrere Shoppingmalls mit dem Hafen verbindet. Hier gibt es alles, was das Konsum-Herz begehrt und die Menschen schlendern mit Einkaufstüten bepackt in Massen durch die Mall. Nach zwei Läden ist für mich natürlich mal wieder Schluss, da der Blick auf meinen verloren aussehenden Freund nicht gerade die Shopping-Laune steigert. Also verlassen wir die stark klimatisierte Mall durch ihre riesigen automatischen Glasfronten und gucken uns noch ein bisschen den Hafen an. Hier liegen riesige Privat-Yachten neben Ausflugsbooten. Mit Letzteren kann man nach aktuellem Angebot entweder in den Sonnenuntergang segeln, nach Robben Island fahren, zum Cage Diving mit dem Weißen Hai gebracht werden oder sich wie Captain Jack Sparrow auf einem filmecht-designten Segelboot fühlen. Die Sonne steht langsam schon tiefer, weshalb wir uns begleitet von dem traditionellen afrikanischen Gesang der Unterhaltungs-Bands auf den Heimweg machen. Kurz bevor wir das Gelände verlassen, fällt mir noch ein Aufsteller einer Bar mit der Aufschrift „Leave your Husband here: we care for him“ ins Auge und ich muss mit einem Blick auf den schnell voran stratzenden Paul schmunzeln.