La Vanille Nature Park – von Krokodilen und Riesenschildkröten
Der La Vanille Nature Park befindet sich nicht unweit von den Teeplantagen Bois Cheri im Süden der Insel. Mir schwirren noch einige Erinnerungsfetzen über den Park, der Krokodile und Riesenschildkröten beherbergt, von meinem letzten Besuch vor ca. 14 Jahren im Kopf umher. Doch schon am Eingang des Parks bin ich froh, diese Erinnerungen heute nochmal aufzufrischen. Durch ein wild bewuchertes Eingangsportal finden wir unseren Weg in den Park und erreichen passend zur Krokodil-Fütterung das erste Gehege. Die Tierpfleger befestigen gruselig aussehende rohe Fleischstücke an einer Art Seilbahn, die bis hinunter in das matschgrüne Gewässer führt. Der Reihe nach wittern die darin versteckten Krokodile den Braten und springen mit einer sekundenschnellen Bewegung aus dem Wasser, um sich über das Fleischstück herzumachen. Besonders eindrucksvoll ist das Geräusch, dass das zuklappende Gebiss der Tiere macht – es geht einem durch Mark und Bein. Den etwa zwei Meter langen Reptilien möchte man wirklich nicht unter Wasser begegnen, denke ich, obwohl sie im Gegensatz zu Australiens Salzwasserkrokodilen noch niedlich aussehen. Nachdem auch das letzte Krokodil seine Portion Hähnchen verschlungen hat, gelangen wir über dschungelartige Pfade zu den nächsten Bewohnern des Parks. Schon auf die Entfernung hört man die grunzenden Geräusche der Riesenschildkröten. Ein Männchen ist gerade dabei sich über ein kleineres Weibchen herzumachen, welches ihm jedoch gerade noch entkommen kann. Die Laute, die es dabei von sich gibt sind jedoch so menschlich, dass sich die anderen Besucher mit einem peinlichen Grinsen im Gesicht anblicken. Ungefähr 40 Riesenschildkröten krabbeln in dem offenen Gehege vor sich her und mampfen alles, was ihnen in die Quere kommt. Süß und auch ein wenig unbeholfen sehen sie dabei aus, weshalb wir ihnen eine Weile amüsiert zuschauen. In den abgesperrten Gehegen befinden sich die jüngeren Schildkröten. Dabei sind sie von links nach rechts in Stadien eingeteilt. Im Bereich 1 bahnen sich noch zentimeterkleine Babyschildkröten ihren Weg durch das Gehege, während sie in den drei weiteren Bereichen immer größer werden. Da die Reptilien bis zu 180 Jahre alt werden können, haben sie noch eine Menge vor sich, denke ich beim Betrachten der Kleinsten.
Nur ein tropischer Regenschauer kann uns von den süßen Tieren losreißen und so suchen wir klitschnass Schutz in dem Restaurant des Parks. Während ich glücklich das Wasser aus einer riesigen Kokosnuss schlürfe, wagt sich Paul daran ein Gericht mit Krokodilfleisch von der Speisekarte zu bestellen. Es schmeckt wie Hühnchen, nur noch eine Spur würziger – also gar nicht mal zu schlecht. Nachdem wir eine Weile in dem vom Dschungel umgebenen Restaurant sitzen, lässt auch allmählich der Regen nach. Die dunkelgrünen Blätter der exotischen Pflanzen um uns herum sind nun mit großen Wassertropfen bedeckt. In den Lianen der riesigen Bäume zwitschern die kleinen roten Vögel, die ich hier so gerne beobachte und der Kellner bringt mir als Dessert eine mit mauritischen Rum flambierte Banane. Das Restaurant hat wirklich eine einmalige Lage und erinnert von der Architektur an ein geräumiges Baumhaus. Von dort aus starten wir den abschließenden Rundgang durch die floristische Seite des Parks. Neben der interessanten Tierwelt beherbergt der La Vanille Nature Park nämlich auch eine umfassende Pflanzenvielfalt. Durch die noch nassen Blätter bahnen sich erste Sonnenstrahlen und tauchen den Urwald in ein wunderschönes Licht. Vorbei an einem Gehege mit mehreren Makaken, einer Affenart, die hier auch noch in der freien Natur vorkommen, gehen wir immer tiefer in den Dschungel. Man hört das Plätschern eines Wasserfalls, das Tropfen des Regenwassers auf den Pflanzen und den vielseitigen Singsang der Vögel. In einem kleinen Teich, den man auf einer Holzbrücke überqueren kann schwimmen bunte Kois und in ein paar weiteren Gehegen befinden sich noch Flughunde, sowie diverse Echsenarten. Der Park ist wirklich gelungen angelegt und bietet einen kompakten Einblick in die tropische Flora und Fauna Mauritius und anderer Inseln im Indischen Ozean. Nach ein paar letzten Streicheleinheiten im Schildkröten Gebiet, machen wir uns dann auch schon wieder auf den Heimweg.