Nizza durch die rosérote Brille.
Der Berliner Sommer brachte uns dieses Jahr nicht die gewünschte Anzahl an Sonnenstunden, die unser Vitamin D Haushalt jedoch so bitter benötigte. Deshalb machten Lotti und ich kurzen Prozess und stiegen in ein Flugzeug, das uns nach Nizza bringen sollte. Schon im Anflug strahlte der Blick auf das tiefe Blau des Mittelmeeres eine beruhigende Wirkung auf mich aus. Die Sonne lachte und aus der Luft wie Miniatur-Segelschiffe aussehende Boote bahnten sich ihren Weg durch das dichte Getummel in den Buchten. Sofort bekam ich große Lust eine eiskalte Orangina zu schlürfen und mich dem leichten Lebensgefühl der Côte d’Azur voll und ganz hinzugeben. Und tatsächlich: schon wenige Stunden nach unserer Landung am Flughafen von Nizza, saßen Lotti und ich am Strand – das Wellenrauschen in den Ohren, den Blick auf das Wasser gerichtet und statt einer Limonade mit einem Rosé für unseren ersten Sundowner ausgestattet. Und so begann unser Urlaub mit einem Blick durch die rosérote Brille. Quasi.
Von nun an sahen unsere Tage wie folgt aus: Teil eins begann mit Sonnenbaden als Wettbewerb – und wenn ich um ein paar Nuancen brauner war als Lotti, wurde das Sonnenbaden direkt um ein paar Sonnenstunden erweitert. Während Lotti sich dabei als echte Sonnenanbeterin erwies, die sich stundenlang nicht rührte und keinen Mucks von sich gab, zog es mich alle halbe Stunde in das erfrischende Salzwasser. Nachdem ich mich vergewissert hatte, dass meine Freundin noch atmete, tapste ich über die grauen Steine Richtung Meer und stürzte mich in das glasklare Wasser unserer Lieblingsbucht. Nachdem wir unsere Musik-Playlisten für den Tag überhört hatten, vom Lesen müde waren und uns der Magen knurrte, folgte der zweite Teil des Tages: die Essenssuche. Über Pizza, Salate mit Ziegenkäse und Honig, Crêpes oder unsere große „Last-Day-Gönnung“ mit Austern und Crevetten – die französische Genusslandschaft ließ uns keinen Wunsch offen. Stets begleitet von einem leichten, eiskalten Rosé versteht sich. Auf gefüllte Mägen folgte dann Teil drei des Tages: Bummeln, fertig machen und den Abend in den hiesigen Bars, am Strand oder der Dachterrasse unseres Hostels ausklingen lassen.
Über den Dächern von Nizza
So begann unser erster Abend in Nizza. Nachdem wir in unserer Hostelküche ein leckeres Pasta-Gericht zubereitet hatten, schnappten wir uns unseren Wein und gesellten uns zu zwei Parisienne auf die Terrasse tropézienne. „In vino veritas“ hieß es dann erstmal für die nächsten Stunden. Nachdem Lotti sich in einer politischen Diskussion verausgabt hatte und sich der Wein langsam dem Ende neigte, beschlossen wir uns zu viert noch in eine Strandbar zu begeben. Eine laue Sommernacht mit einem leicht salzigen Windhauch vom Meer, einer Runde Shots und mit am nächstem Tag leicht beschämenden Tanzeinlagen in Adiletten. Als ein paar Feierwütige einen pinken, aufblasbaren Flamingo stagediven lassen, verschwimmt die ganze Szenerie vor meinen Augen und ich wache am nächsten Tag mit leichten, ganz leichten Kopfschmerzen in unserem Hostel auf. „Lotti?“ rufe ich das Etagenbett empor und als Antwort kommt ein müdes Raunen zurück. Die erste Nacht haben wir schon mal überlebt, denke ich.
Der Jardin Exotique von Monaco
Der Bus von Nizza nach Monaco kostet nur 1,50 Euro und fährt die schönste Strecke, die die Côte d’Azur zu bieten hat. Oder jedenfalls die schönste Strecke, die ich dort gefahren bin. Nachdem wir uns im Monoprix mit Baguettes und literweise Wasser eingedeckt haben, nehmen wir am Fenster Platz und reden ab dann 1,5 Stunden nicht mehr mit einander. Denn wir hängen mit staunenden Blicken an den Glasscheiben und können uns an der atemraubenden Aussicht nicht satt sehen. Wieder einmal überkommt mich eine unglaubliche Glückswelle. Das Glück, dass ich hier und jetzt an diesem wunderbaren Ort sein darf und meinen Augen solch ein Schmaus geboten wird. Von großen, bulligen Yachten bis hin zu kleinen, filigranen Segelbooten – die dunkelblauen Häfen sind mit jeder Menge weißen Farbtupfern versehen. An den alten Gemäuern der zahlreichen Villen ranken pinke Bougainville empor und die pastellfarbenen Holzfensterläden kontrastieren mit ihnen um die Wette. Irgendwann verschwindet dann die malerische Kulisse hinter dicken Betonwänden. Wir sind in Monaco angekommen. Groß und grau, protzig und laut. Da sehen wir ganz schnell zu, dass wir in den Botanischen Garten der Stadt gelangen. Von dort oben hat man erstens einen herrlichen Blick über die Stadt und zweitens blüht hier das Herz eines jeden Kakteen-Liebhabers mit sofortiger Wirkung auf. Meterlang ragen sie in den strahlend blauen Himmel. Pflanzen aus aller Welt genießen hier den sonnenreichen Sommer an der französischen Riviera und wir genießen es, sie für ein paar Stunden zu betrachten.
Nizza, es war nice mit dir.
An unserem letzten Abend sind Lotti und ich uns einig:
1. wir sind braun gebrannt genug, um den niederschlagsreichen Sommer in Berlin weiterhin ertragen zu können.
2. Es reicht langsam mit dem Róse.
3. wir vermissen unsere Lieblingsbucht mit kristallklarem Wasser und den vielen bunten Steinen jetzt schon.
4. der französische Lifestyle steht uns eigentlich viel besser, als der berlinische.
5. Monaco kann man machen, muss man aber nicht.
6. Nizza, man sieht sich immer zweimal im Leben!