Saturdays at Old Biscuit Mill

Der sonntägliche Mauerpark-Besuch wird hier einen Tag vorgezogen und in die Old Biscuit Mill verlegt. Am Samstag Vormittag tummeln sich dort die Kapstädter und schlagen sich ihre Bäuche mit unsagbar leckerem Essen voll. Dazu einen Wein, frischgepressten Saft oder darf es vielleicht auch eine ganze Kokosnuss sein? Die umgebaute Keksfabrik ist in ihrer Bausubstanz erhalten worden – mit kleinen Backsteintürmchen auf denen in Großbuchstaben „Flour“ steht oder ganzen Hallen im Industrielook. Das Innenleben konzentriert sich nun jedoch voll und ganz auf die höchste Form der Kreativität: vom Neighbour Goods Market, auf welchem landwirtschaftliche Erzeugnisse der Region angeboten werden, über eine Art Food-Court, in dessen Mitte lange Tafeln mit farbenfrohen Blumensträußen stehen, bis hin zu einem Arts & Craft Markt, der von Lederwaren bis Bademode alles zu bieten hat. Zudem haben sich viele Galerien und kleine Läden in den Räumlichkeiten der alten Fabrik dauerhaft niedergelassen und sind über hölzerne Treppen und Brücken miteinander verbunden. Die entspannte Singer-Songwriter Musik einer kleinen Live-Band klingt überraschend angenehm in meinen Ohren, nachdem ich von kreativen Ansammlungen in meiner Wahlheimat Berlin doch meistens den immer gleichen Techno gewöhnt bin.

Als wir uns den Weg durch die Menschenmassen bahnen, läuft mir beim Anblick der Essens-Stände zu beiden Seiten schlagartig das Wasser im Mund zusammen. Ich wünsche mir, ich hätte nicht gerade eben erst gefrühstückt, damit neben dem Thunfisch-Burger und dem Sushi auch noch die Quiche, Nachos, Paella und Meeresfrüchte in meinem Bauch Platz haben. Und dabei machen die aufgezählten Sachen gerade mal ein Fünftel des Gesamtangebotes aus. Ein Glück haben wir noch ein paar Samstage vor uns, denke ich und entscheide mich schließlich für ein koreanisches Bimbimbap. Wir nehmen an einer der langen Holztafeln Platz und genießen in fröhlicher Atmosphäre unseren ersten Samstag in Kapstadt. Unsere Nachbarn haben das Angebot „6 Austern plus Champagner“ für 100 Rand (umgerechnet knapp 7 Euro) wahrgenommen – da kann man doch nicht meckern. An unserem Tisch kommen die unterschiedlichsten Nationen zusammen, des Öfteren schnappe ich sogar ein deutsches Wort auf. In der Old Biscuit Mill scheint für jeden etwas dabei zu sein, weshalb sie als ein Ort des Austausches, des Zusammenseins genutzt wird. Auf dem Rückweg machen wir noch bei einem Stand Halt, der frische Kokosnüsse zum Verkauf anbietet und beobachten den Händler ängstlich dabei, wie er mit der Machete kraftvoll auf den Kokosnüssen rumhackt. Obwohl er die Regel „Immer vom Körper weg schneiden“ anscheinend noch nie zu hören bekommen hat, bleibt er unverletzt und wir schlürfen erleichtert unser Kokoswasser. Wir sehen uns dann wohl nächsten Samstag wieder, Old Biscuit Mill!