Teeverkostung auf Bois Cheri
Mit dem Motorroller machen wir uns auf gen Süden der Insel. Immer wieder schauert es, wenig später verdampft der tropische Regen auf den geteerten Straßen. Die Landschaft um uns herum ist grellgrün. Hinter den meilenweiten Zuckerroherfeldern erstrecken sich gigantische Felsformationen, in denen weiße Wolken hängen. Je größer die Steigung wird, desto mehr quält sich der Motor unseres Gefährts. Die Männer auf den knatternden Mopeds neben uns sind hinter den riesigen Ladungen Zuckerrohr, welche sie in geflochtenen Körben transportieren, fast nicht mehr zu erkennen. Nach gut einer Stunde Fahrt durch Regen und Sonnenschein, erreichen wir die Teefabrik Bois Cheri. Zu unserer Enttäuschung hat die Fabrik nur bis um 14 Uhr aufgehabt, weshalb wir mit dem Museum vorlieb nehmen müssen. Da ich jedoch schon als 9-Jährige einmal die Verarbeitung des Tees an genau diesem Ort betrachtet habe, ist das nicht allzu schlimm. Während wir durch das Museum schlendern, alte schwarz-weiß Fotografien von der schon seit 1892 bestehenden Teeplantage anschauen und Infotafeln über die Herstellung von Tee durchlesen, bin ich in Gedanken die ganze Zeit schon beim Kokosnusstee, der mir seit meinem letzten Besuch besonders in Erinnerung geblieben ist. Heute werde ich ihn endlich wieder trinken können und dabei in Kindheitserinnerungen schwelgen, denke ich. Auf unserem Weg von der Fabrik zum Teehaus fahren wir an säuberlich in Reihen angelegten Teebüschen vorbei, die grüner nicht leuchten könnten. Nach einem langen Stück auf einem holprigen Landweg erstreckt sich vor uns ein schillernder See, an dessen Seite eine Palmen-Allee zu dem Teehaus führt. Die Wolken hängen tief in dem grünen Dickicht und verleihen der Szenerie eine mystische Anmut.
Wir nehmen Platz an einem der Holztische mit Blick über die Teeplantage und den daran grenzenden See. Eine Kellnerin bringt uns verschiedene Teesorten, eine große Kanne heißes Wasser, rohen Zucker und ein Kännchen Milch. Als Kind habe ich damals 6 Tassen Kokosnusstee gekostet, mal sehen wie viele ich heute schaffe. Alle Tees haben zur Basis Schwarztee und sind mit Aromen wie Kokosnuss, Vanille, exotischen Früchten, Kardamom, Karamell und Bergamotte veredelt. Meine Hand greift natürlich als erstes zu dem lang ersehnten Kokosnusstee und schon der Duft des heißen Dampfes versetzt mich zurück in meine Kindheit. So sitzen wir bei mehreren Tassen Tee und einem wunderschönen Ausblick über die erste Teeplantage Mauritius eine Weile dar, bevor wir im Teeladen zuschlagen und uns mit unseren Souvenirs auf den Heimweg machen.