Von Pinguinen an langen Sandstränden
Am Sonntag wachen wir endlich wieder zu strahlend blauem Himmel auf und entschließen uns nach Boulders Beach zu fahren. Auf der Kaphalbinsel gelegen, bringt dieser Strand eine außergewöhnliche Besonderheit mit sich – er hat mehrere, im Frack gekleidete Bewohner: eine Pinguin-Kolonie. Der letzte Abschnitt der Schnellstraße führt direkt an der Küste entlang und je näher wir unserem Ziel kommen, desto ungewohnter werden die Straßenschilder: „Penguins passing“, „Penguins will bite“ und auf dem Parkplatz schließlich „Please look under your vehicle for penguins“. Über Holzstege erreichen wir die erste Bucht, die zwar noch keine Pinguine bietet, dafür aber eine atemberaubende Aussicht. Türkisfarbenes, glasklares Wasser, weißer Sand und riesige Granitfelsen erinnern beinahe an die Seychellen, wenn das Wasser jedoch nicht so kalt wäre. Viele Familien verbringen hier ihren Sonntag am Meer, Kinder plantschen im Wasser, Mütter bereiten den Proviant in mundgerechten Happen zu. Kurzum gesagt: es herrscht eine friedliche Stimmung. Da wir jedoch am meisten auf die Pinguine gespannt sind, kehren wir zurück auf die Holzstege und bahnen uns den Weg durch die grüne Wildnis. Auch wenn weit und breit noch kein Pinguin zu sehen ist, zu riechen sind sie allemal. Und es dauert nicht lang, da raschelt es im Gebüsch und unser erster Pinguin… nein, unser erstes Murmeltier steht genüsslich mampfend vor uns. Die gibt es hier also auch, denke ich und beobachte das dicke Fellknäuel mit den kleinen Ohren dabei, wie es sich über die Blätter hermacht.
Je näher wir dem Strand kommen, desto häufiger stehen nun auch die kleinen Pinguine am Wegesrand und genießen mit geschlossenen Augen die warmen Sonnenstrahlen. Aufgeschnittene Tonnen, die zur Hälfte im Boden eingelassen sind, bieten den Pinguinen ein Dach überm Kopf und setzen meine Fantasie über kleine Pinguin-Dörfer in Gang. Nachdem wir am Eingang des Pinguin- Schutzgebietes Eintritt bezahlt haben, dürfen wir die gefiederten Tollpatsche auch vor der Wahnsinns-Kulisse eines natürlichen Sandstrandes bestaunen. Manche stürzen sich Hals über Kopf in die Fluten, andere stehen in Grüppchen zusammen und genießen das schöne Wetter – ich komme mir vor wie in einer Tier-Dokumentation und wie von selbst meldet sich meine innere Kommentator-Stimme zu Wort: „Hee, du stehst mir in der Sonne!“ „Rück mal ’n Stückchen!“ Bei den Pinguinen scheint die Welt noch in Ordnung und wir verlassen mit einem ebensolchen Gefühl Boulders Beach.
Auf unserem Rückweg machen wir noch in Simons Town, dem nächstgelegenen Ort Halt, welcher ebenfalls direkt an der Küste gelegen ist. Die pastellfarbenen Häuser im Kolonial-Stil säumen die Straßen und in ihren Vorgärten zeigen sich Hibiskus und andere paradiesisch aussehende Blumen in ihrer vollen Pracht. Nach einem kurzem Gespräch in einem Tauch-Geschäft über Tauchgänge mit verspielten Robben, knurrt uns langsam der Magen und was könnte man in dieser Gegend nicht besser genießen als Seafood? Darum schwingen wir uns wieder ins Auto und steuern unseren letzten Stopp Kalk Bay an. Dort sind jede Menge Leute in lässiger Strandkleidung auf der Promenade unterwegs, hinter der das Meer farblich abgestimmt in den strahlend blauen Himmel übergeht. Auf den vielen Geländewagen sind Surfbretter festgeschnallt, welche das Beach-Flair des Fischerortes noch mehr unterstreichen. Endlich haben wir Platz genommen und auf unseren Tellern befindet sich je ein frisch gegrilltes Thunfisch-Steak, ein paar Scampis, sowie Calamari in scharfem Knoblauch angebraten, dazu gibt es Pommes Frites und grünen Salat. Der Kellner fragt uns zwischendurch wohlwissend, ob uns alles schmeckt. Und das tut es – und wie! Sonne im Gesicht, Seafood im Magen, Meeresbrise um die Nase: wir haben unseren Sonntag schon schlechter verbracht.