Wine Tasting at Groot Constantia
Nach unserem Lunch bei Tasha´s, einem sehr empfehlenswerten Restaurant mit frischem und ausgefallenem Essen wollen wir auch mal den Rest von Constantia erkunden und fahren mit dem Auto immer weiter Richtung vermeintlichem Stadtzentrum. Anstatt wie erwartet Geschäften und Cafés näher zu kommen, wird es um uns herum jedoch immer ruhiger und mein Blick schweift über meilenweite Weinfelder ab. Die Sonnenstrahlen bahnen sich ihren Weg durch die Baumkronen und tauchen die romantisch angelegten Alleen in ein himmlisches Licht. Vereinzelt säumen nun groß angelegte Grundstücke die Landschaft und die darauf erbauten Häuser leuchten strahlend weiß und wirken mit ihren imposanten Eingangssäulen wie einem Slim Aarons Bildband entsprungen. Wir fahren direkt auf ein großes, ebenfalls in weißem Kalk gehaltenes Eingangsportal eines Weingutes zu und entschließen uns spontan dieses zu passieren, um uns dort ein wenig umzuschauen. Die Straßenränder sind hübsch bepflanzt mit Rosen in mehreren Farben und von Zeit zu Zeit kommen uns Trecker entgegen, dessen Anhänger mit literweise Wein gefüllt zu sein scheinen. Den Wegweisern zum „Picnic“, einer „Wine-Cellar Tour“ und zum „Wine-Tasting“ müssen wir einfach folgen, bei so einer verlockenden Auswahl. Die Rebstöcke erstrecken sich soweit das Auge reicht und ihre Blätter leuchten in einem frischem Grün. Im Hintergrund thronen wieder einmal die imposanten Berge Südafrikas und komplettieren damit den Anblick auf das äußerste Maß des Perfektionismus. An den Wänden des Weinguts Groot Constantia ranken pinke Bouganville empor, welche dem weißen Gebäude einen ordentlichen Farbklecks verpassen. Dazu strahlt der Himmel im sommerlichen Blau und man hört die Gänse im Teich schnattern. Das Weingut ist so schön angelegt, mit exotischen Pflanzen wie Strelitzia und Palmen bis hin zur klassischen Hortsensie, dass ich mein Glück kaum fassen kann, gerade an so einem wunderbaren Ort zu sein. Und das, obwohl wir den Wein noch nicht mal getestet haben.
Beim Betreten des Gebäudes liegt der Wein schon förmlich in der Luft und so können wir gar nicht anders, als uns zu einem Wine-Tasting hinreißen zu lassen. Mit Cracker und Ankreuz-Blatt samt Bleistift ausgestattet, machen wir uns umgeben von bunten Ölgemälden ans Testen und beginnen mit einem fruchtigen Sauvignon Blanc mit Melonen-, Guaven- und Passionsfrucht-Noten. Paul erklärt mir, dass ein besonders guter Wein wie Öl vom Glas abperlen muss und zu unserem Glück tut das hier auch jeder einzelne Wein auf unserer Liste. Und das Ganze nur für umgerechnet 5 Euro. On top dürfen wir sogar noch das Weinglas mit eingraviertem Logo des Weingutes behalten und nehmen leicht beschwipst im Anschluss noch an der Weinkeller-Tour teil. Noch mit dem Geschmack des Gouverneurs Reserve, unserem Favoriten unter den Rotweinen, der auch mit unzähligen Weinpreisen ausgezeichnet ist, stolpere ich der Gruppe hinterher. Auf unserem Weg vorbei an meterhohen Weintanks aus Edelstahl und gestapelten Weinfässern erzählt uns unser Tour-Guide, dass das Weingut schon 330 Jahre alt ist und von Simon van der Stel eröffnet wurde, der ebenfalls der Gründer Stellenboschs ist. Die Begeisterung für diesen Wein geht also lange zurück in die Geschichte und neben der Tatsache, dass Napoleon sich in seinem Exil-Ort St. Helena damit beliefern ließ, schrieb sogar Jane Austen in ihrem Roman „Verstand und Gefühl“ über die Traube Constantia´s. Nach dem Ende der Weinkeller-Tour lässt auch der Alkohol wieder ein bisschen nach und wir kaufen zum Abschluss noch voller Vorfreude einen hiesigen Rosé Champagner für gemütliche Abende in unserem Cottage.